Wir lieben das Gedruckte: analog, haptisch, dauerhaft und aneigenbar. Mit dem Trendbook nutzen wir das Format aktiv als Ausgangsbasis für das Nachdenken, Reflektieren und Ordnen. Auch über das gesprochene Wort publizieren wir unsere Gedanken: Vorträge, Diskussionsrunden und Workshops sind für uns essentielle Diskursräume.

Das Trendbook – vom reinen Skizzenbuch zum Werkzeug einer Methode

 

Lesarten für unsere bebaute Umwelt zu erlernen und Fähigkeiten, die komplexen Zusammenhänge urbaner Systeme zu entschlüsseln bilden die Grundlage für eine entwerferische Weiterentwicklung urbaner Kontexte. Das Trendbook ist ein von uns entwickeltes Werkzeug für einen neuen methodischen Zugang, sich diesen Leseweisen und Logiken in urbanen Räumen anzunähern. Es bietet die notwendige breite Perspektive, die Komplexität urbaner Aufgabenstellungen zunächst anzunehmen, abzubilden, aufzubereiten, um sie für einen folgenden entwerferischen Zugang konstruktiv bearbeiten zu können.

 

Ein, sich aus einer spezifischen Aufgabenstellung herauskristallisiertes Rahmenthema bildet die Grundlage jedes Trendbooks. Dieses wird im Sinne einer Auslegeordnung in seiner Bandbreite relevanter Aspekte aufgefächert und eröffnet somit einen diskursiven Rahmen. Eben nicht die bewusste Reduktion der Komplexität eines Themas und damit die Fokussierung auf eine isolierte und damit zugespitzte Fragestellung, um in einem klaren Regelsystem zu Erkenntnissen zu gelangen, sondern das Arbeiten mit und in der Komplexität bildet die Basis für eine breite, aufgefächerte Diskussion und eröffnet neue Perspektiven und Zusammenhänge.

 

Als Sammlung stellt das Trendbook mögliche relevante Aspekte und Zugänge zusammen, diskutiert Bezüge und Verknüpfungen und sucht Inspiration für den Diskurs der Stadtentwicklung aus verwandten Fachbereichen, anderen Disziplinen und dem Alltagsleben. Die daraus entstehende, bewusst kuratierte Auslegeordnung eröffnet die, aus unserer Sicht notwendigen und somit geforderten, offenen Perspektiven. Gleichzeitig schafft sie aber auch die Grundlage um zu präzisen Fragestellungen für die weitere Auseinandersetzung im Rahmen unserer Forschungs-, Lehr- oder Praxisprojekten zu gelangen.

 

Das Trendbook ist eine vom Lehrstuhl für Stadtplanung und Entwerfen kuratierte Sammlung von Gedanken, Ideen, Konzepten und Projekten zu einem Rahmenthema in Form von Texten, Zeichnungen und Bildern. Dabei erhebt es keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Unvollständigkeit ist vielmehr Teil der Methode, um auf dieser kuratierten Basis den Diskurs über Stadtentwicklung wieder zu entfachen, ihn offen, konstruktiv und mit vielen Interessierten zu führen. Hierzu bieten wir mit dem Trendbook ein neues Dialogmedium an. Es dient als Quelle der Inspiration und Reibungsfläche, stimuliert und fordert auf, ist vielmehr Ausgangspunkt denn fertiges Produkt.

 

Die persönliche Arbeit mit dem Trendbook und die daraus entstehenden Erkenntnisse fließen zurück in den gemeinsamen Diskurs. Dieser Rückfluss ist wichtiger Teil des Prozesses. Nicht das einzelne Trendbook sondern die Summe vieler befruchtet den Diskurs. Die bearbeiteten und gesammelten Trendbooks zu einem Thema schaffen eine qualifizierte Gedanken- und Argumentationsbasis. Sie sind somit das Ausgangsprodukt, um sich im Folgeschritt über das Entwerfen spezifischen und neuen Antworten auf komplexe Fragenstellungen im urbanen Raum zu nähern.

Die Gestaltung spiegelt dies wider: Nicht ein Buch zum Lesen und Anschauen sondern ein Buch zum Benutzen soll es sein. Angelehnt an allbekannte Skizzen- oder Notizbücher bietet es den Freiraum und tatsächlichen Platz, sich mit den dargestellten Perspektiven auseinanderzusetzen, diese zu kommentieren und auch weitere, eigene Gedanken, Projekte und Quellen der Inspiration hinzuzufügen. Somit bekommt jedes Trendbook erst durch die Arbeit mit ihm und das Ein- und Weiterschreiben des Diskurses seine Tiefe. Es hält die kritische Auseinandersetzung und Reflexion seines Besitzers mit dem Rahmenthema fest.

Dabei erleichtert es durch die vorgefundene Basis, einen Einstieg in das Rahmenthema zu finden. Aspekte und Standpunkte kristallisieren sich schnell heraus, verdichten sich, gehen ineinander über oder führen zur Konfrontation. Jedes Trendbook spiegelt somit die spezifische Gedankenwelt des jeweiligen Nutzers wider. Es wird zum Unikat und in der Summe der Trendbooks zu einem Thema zu einer reichhaltigen Ideenwelt. Diese Prozesse und die dadurch stimulierte Bandbreite der Auseinandersetzung ermöglichen es, neue Erkenntnisse im urbanen Diskurs zu erlangen, die für die weiteren Schritte produktiv eingesetzt werden können, um entwerferisch in urbanen Kontexten tätig zu werden: Das Trendbook wird zu einem wichtigen Werkzeug im Entwurfsprozess.

Universität Stuttgart
SI Städtebau-Institut
Lehrstuhl für Stadtplanung und Entwerfen


Cities have always been places of hope for a better life. In the normative concept of the European City as a social and spatial construct, this include the values of inclusiveness, participation, democracy, tolerance, equality and openness. The city should be a place where the mixture and variety of people, situations and programs create a fertile breeding ground. Human is citizen of this city, and equipped with rights and duties actively involved in its development.

In contrast, what we experience in many places is the counterpart of this concept. City is increasingly characterized by exclusiveness, separation and segregation. Civil courage is often „replaced“ by camera surveillance. Fearing the others and the different, people back out to privacy and exclusive, controlled places. Tolerance and mutual respect yield ignorance and radicalism. The city has become an infrastructure, a place of consumption in all fields of life, the citizen a passive, often instrumentalized consumer.

We don’t just want to accept this development, and see the contribution in the design disciplines in initiating discourses and designing places that address this development critically and make new offers.

As part of the project, we are asking ourselves the question of the spatial basis for interaction and exchange in city, and collect thoughts, ideas and concepts as a wide and manifold exploration.

How can city be an integrative and productive place, in the normative concept of the European City known as public space? We open up an intensive examination of the subject of public and public space: its role, tasks and contribution, but also its spatial, architectural form. We seek and develop new collaborations, mixtures of uses, financing and operating models and test their urban design and architecture.

We reflect about a place of interaction, of active production of city and of social discourse. This must be designed in the social and spatial dimension.

 

Universität Stuttgart
SI Städtebau-Institut
Lehrstuhl für Stadtplanung und Entwerfen

 

Research Team:
Prof. Dr. Martina Baum
M.A. Sabine Kastner
B.Sc. Malte Didrigkeit


Stadt wird gemacht. Sie existiert nicht einfach.

 

Städte sind die bauliche Interpretation einer Stadtgesellschaft und derer politischer, kultureller und wirtschaftlicher Entwicklung. Sie haben das Potenzial eine Ressource zu sein, aus der – ähnlich einem Nährboden – neue Lebensstile, Arbeitswelten, Produkte und Strömungen in Kunst und Kultur entstehen. Basis hierfür ist die Dichte, Vielfalt und Mischung an Menschen, Nutzungen und Räumen. Durch diese Dichte wird Stadt aber auch zum enormen Ressourcenverbraucher an Energie, Gütern und Arbeitsleistung und zum Ort an dem Unterschiedliches aufeinandertrifft, Unterschiede deutlich sichtbar und Konflikte erlebbar werden. Stadt ist geprägt von dieser Ambivalenz.

 

In Städten werden unterschiedliche Positionen und Bedürfnisse im Raum verhandelt. Dieser aktive Aushandlungsprozess gehört zum täglichen Repertoire des Stadtmachens, auf der gesellschaftlichen Ebene der Stadtpolitik und im Verhalten jedes Einzelnen in seinem Lebensumfeld. Der Konflikt ist somit inhärent im Konstrukt Stadt angelegt. Wird dies als Grundannahme akzeptiert und findet ein aktives und bewusstes Aushandeln zwischen den Positionen und Polen statt, dann wird eine Stadt urban und produktiv in dieser Ambivalenz.

 

Die urbane, produktive Stadt ist für viele allerdings nicht mehr tragbar, sie ist zu komplex, zu eigensinnig, zu widersprüchlich. Sie ist vor allen Dingen nicht marktkonform und bedarf zu viel Engagement im täglichen Aushandlungsprozess von Stadt. Lebendige, urbane Quartiere werden daher nur noch als Worthülsen der Kommunen in Auslobungen für Wettbewerbe und als Marketingslogan der Entwickler genutzt. Planen wollen sie weder die einen, noch bauen die anderen.

 

Wollen die Menschen in ihnen leben? Wie könnten aus Stadtkonsumenten wieder aktive Bürger werden? Und wie müssten die Quartiere aussehen? Quartiere, die nicht der kleinste gemeinsame Nenner aller Akteure sind, nicht generisch, nicht bereinigt, nicht bequem. Sondern Quartiere, die anregen, inspirieren, die Reibung erzeugen und Interaktion anstoßen, aus der gesellschaftliches Leben und inklusive, produktive, urbane Städteräume entstehen.

Universität Stuttgart
SI Städtebau-Institut
Lehrstuhl für Stadtplanung und Entwerfen

 

Research Team:
Prof. Dr. Martina Baum

Dipl.-Ing. Harry Leuter

Dipl.-Ing. Ksenija Zujeva


„Wir müssen begreifen, dass die Zukunft nicht gut oder böse, sondern gestaltbar ist“

(Dirk von Gehlen, Süddeutsche Zeitung, 14./15. Januar 2017, S. 45)

 

Aber wie ist die Zukunft gestaltbar? Vor genau zehn Jahren wurde die Charta von Leipzig von den zuständigen Ministerinnen und Ministern aller Mitgliedstaaten der EU verabschiedet. Auf politischer Ebene ist sie ein wichtiges Instrument für die Integrierte Stadtentwicklung geworden. In der Stadtplanung wurde das Leitbild der nachhaltigen europäischen Stadt eingeführt.

 

Die Transformation unserer Städte wird aber nicht nur durch politische Instrumente und städtebauliche Leitbilder vorangetrieben. Motoren des Wandels sind ebenfalls veränderte Lebensweisen und Technische Innovationen.

Konzepte wie „Sharing Economy“ können große Auswirkungen auf unser Konsumverhalten und damit letztlich auch auf unseren Umgang mit der Ressource Stadt haben. Partizipation, Informelle Co-Produktion und neue Governance-Modelle verändern dabei unser Verständnis von Stadtentwicklung. Gleichzeitig wird die Umsetzung neuer (und alter) Konzepte häufig erst durch die Digitalisierung ermöglicht, vereinfacht oder verstärkt.
Welche Potentiale, welche Risiken ergeben sich aus diesen Veränderungen für die Idee der europäischen Stadt? Welche (neuen) Leitbilder, Ansätze und Strategien müssen entwickelt werden um den Wandel gestaltbar zu machen?

 

Um diesen Fragen nachzugehen beschäftigten sich die Studierenden im Blockseminar „Stadt selbst gedacht“ mit der Leipzig-Charta, städtebaulichen Leitbildern sowie relevanten Themen der nachhaltigen Stadtentwicklung. Im Fokus standen die Themen: Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Partizipation sowie deren Auswirkungen auf die „europäische Stadt“.

 

Die Ergebnisse wurden als Visionen und Statements für zukünftige Städte formuliert und in einem Trendbook zusammengefasst.

 

Dieses Trendbook ist eine Sammlung von Gedanken, Ideen und Projekten zu den Themen Digitalisierung, Partizipation und Nachhaltigkeit. Es erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Unvollständigkeit ist vielmehr Teil des Konzepts. Eigene Gedanken sollen hinzuzufügt und ergänzt werden, mit dem Vorhandenen darf gearbeitet werden. Das Trendbook dient als Quelle der Inspiration und Reibungsfläche. Ist vielmehr Ausgangspunkt denn fertiges Produkt.

 

 

Universität Stuttgart
SI Städtebau-Institut
Lehrstuhl für Stadtplanung und Entwerfen
Helena Brückner
Britta Hüttenhain
Timo Kegel
Luka Kettering
Anna Ilonka Kübler
Melanie Kupferschmid


Congestion / Void

Trendbooks

Void and Congestion
Changing Spatial Conditions for the prospective productive city

 

The introduction letter for the upcoming International Architectural Biennal Rotterdam(IABR) 2016 points on the challenges for cities within a global economy and asks for a new Urban Economy: “No one can predict what the future will bring, but one thing is certain: more of the same is no longer asensible option. Developments such as climate change, global urbanisation, emerging newtechnologies, growing migration, and increasing inequality cry out for solutions.” (www.iabr.nl)

 

This paper will present an ongoing DesignResearchproject at the Chair for Urban Planning and Design at Stuttgart University where are looking for new spatial patterns that allow new interrelations between society, economy and ecology within the concept of the European City. Cities and Metropolitan regions will build the social, ecological and spatial platform for a desired urban economy that overcomes recent economical crisis and the increasing social segregation in European Cities. With several design studios over the last six semesters, lecture series and roundtables the chair shared questions how our spatial disciplines can fruitfully engage in the debate of reordering our urban living together, respecting the Individual and Collective, reinterpreting production and consumption, rethinking the cycles of goods and raw materials, rereading uses of space and territory that finally coordinate and match all flows. We ask for new relations between the production of spaces and future urban economies as we still trust in the essential capacity of urban and metropolitan spaces for a future productive city. As a first roundup platform of all the spatial and social questions raised throughout this explorative design approach the chair organises in accordance with the curators of IABR a two-day design workshop with peers from the fields of Art, Architecture, Landscape Architecture and Urban Planning in Rotterdam in June 2016. As basis information for the peers we compiled essential outcomes so far in a trendbook on Void and Congestion. The concept of the trendbookgoes beyond a collection of materials. It is used as a first communication tool that is tested with peers during the IABR 2016. It includes the main outcomes of all our meetings, table sessions, students´ proposals of recent design studios in various European Cities as Barcelona, Copenhagen, Amsterdam, Vienna, Zurich and Brussels.

 

It serves as both, an inspiringwork-in-progress collageto question urban conditions as well as a scientific abstract on recent transformation processes our cities face these decades. It points a finger on the challenges of demography, migration, energy and circular flow economy. The paper expects to present the design steps within the research and the results of the peer workshop during the IABR in June 2016, where we intend to focus on the key research questions for the urban condition: How can we propose a dynamic stable urban fabric that allows for void and congestion?

 

 

Research team:Prof. Dr. Martina Baum, MSc. Christiane Kolb, MArch Isabel Zintl, Dipl.-Ing. MSc Thorsten Stelter, Dipl.-Ing. Markus Vogl

International Architectur Biennale Rotterdam IABR 2016 – The next Economy

 

30.06.-01.07.2016

Research-by-Design Workshop

Workshop-Participants:
Martina Baum
Donica Buisman
Carles Baiges Camprubi
Thilo Folkerts
Mark Julien Hahn
Michael Hirschbichler
Simon Kretz
Christiane Kolb


In unserem Forschungsprojekt „Stadt/Land Perspektiven“ widmen wir uns den Wechselbeziehungen und Überlagerungen zwischen urbanen und ruralen Räumen aus den raument werfenden Disziplinen Architektur und Städtebau heraus. Soziokulturelle Veränderungen, demographischer Wandel und technische Innovationen verändern nicht nur die Bedürfnisse der Gesellschaft sondern auch als Resultat die gebaute Umwelt. Die daraus entstehenden Herausforderungen und Aufgaben stellen sich unumgänglich nicht nur für den urbanen sondern auch für den ländlichen Raum grundsätzlich zur Diskussion.
Welche Situation zeigt sich in den Orten räumlich, funktional wie auch atmosphärisch? Welche Typologie und Ästhetik wird eigentlich benötigt um Perspektiven und Visionen zu leben und welche werden aber tatsächlich produziert? Braucht es alte Gebäude oder werden sie idealisiert? Können sie weiterhin aktiver Teil des rurbanen Alltags sein oder braucht es einen radikalen Neuanfang? Ersetzen der Ausbau, die Ästhetik und die Möglichkeiten des digitalen Raumes die des tektonisch gebauten? Wohin führen uns die technischen Entwicklungen und wie wollen wir in Zukunft leben? Diese Fragen nach unseren Wünschen und Werten bedürfen einer offenen Diskussion. Um dazu verschiedene Perspektiven beleuchten zu können und unterschiedliche Positionen miteinander ins Gespräch zu bringen, haben wir ein Werkzeug entwickelt:
Das Trendbook. Es ist für uns die erste Auslegeordnung zu einem Thema. Es ermöglicht, zunächst ohne Gewichtung und Zwang zum Abgeschlossenen, Gedanken und Ideen zu komplexen Problemlagen zu versammeln. Im Juni 2016 wurde das Trendbook “Congestion / Void” auf der Internationale Architektur Biennale Rotterdam 2016 erstmals für einen Entwurfsworkshop eingesetzt. Die internationalen Teilnehmer aus den Bereichen der Kunst, Stadtplanung und Architektur erhielten vor dem Workshop je ein Exemplar zugesandt und arbeiteten sich auf Basis unserer Gedanken in das Thema ein. Diese Vorarbeit bildete die Grundlage für den Entwurfsworkshop und den Diskurs zum Thema Congestion/Void im Rahmen der Biennale. Im Trendbook “Stadt/Land Perspektiven” haben wir die verschiedenen Perspektiven des Rurbanen aufgenommen und zum Diskurs an für uns wichtige Positionen ausgegeben.

Universität Stuttgart
SI Städtebau-Institut
Lehrstuhl für Stadtplanung und Entwerfen
Prof. Dr. Martina Baum
Sebastian Klawiter
Hanna Noller
Isabel Zintl