Chozo

Seminare

Eins zu Eins | Chozo

 

Mensch und Natur im Einklang

Seit Jahrzehnten ziehen Wanderhirten mit riesigen Schaf- und Rinderherden von Winter- zu Sommerweiden und umgekehrt mehrere Hundert Kilometer durch Spanien. Durch diese Bewegung, auch Transhumanz genannt, wurde ein ausgedehntes System von Viehpfaden geschaffen, das die Landschaft von Nord nach Süd verbindet. Die Routen erstrecken sich noch immer über 125.000 Kilometer und mehr als 400.000 Hektar. Die Wandertierhaltung ist auch mit einer speziellen Lebensweise der Hirten und ihrem mitziehenden Vieh verbunden. Ein Merkmal dieser Lebensweise sind Kleinstunterkünfte, die „Chozos“ genannt werden. Ein kleiner Raum, in dem man die Nacht verbringen und sich vor Kälte oder Hitze schützen konnte. In der Extremadura gibt es ursprünglich drei verschiedene Arten von Hütten: die transportierbare Hütte, die ganz aus pflanzlichen Materialien besteht, die steinerne Hütte und die gemischte Hütte, deren Wände aus Steinmaterial, das Dach aber aus Pflanzenmaterial besteht.

 

Die „Chozos“ sind Ausdruck einer Architektur, die in einer Symbiose aus kulturellen und natürlichen Gegebenheiten entstanden ist. Die Hütten können relativ einfach, autonom und mit wenigen vorhandenen Materialien nach Bedarf errichtet werden. In dieser ursprünglichen volkstümlichen
Architektur steckt sehr viel Wissen, das verloren zu gehen droht: die Verwendung lokaler Ressourcen, die effiziente Nutzung von Materialien, die Integration in die Landschaft, der Respekt vor der Natur, die einfache Wiederverwertung. Kurz gesagt, es gibt ein Know-how darüber, wie man eine nachhaltige und widerstandsfähige Umwelt im Gleichgewicht mit dem Planeten aufbauen kann. Ein Ansatz, von dem wir zweifellos lernen und den wir in den kommenden Jahren bei unseren architektonischen Entwürfen anwenden sollten. Vor allem im Hinblick auf drängende Fragen zum Verhältnis zwischen Mensch und Natur und angesichts des aktuellen Diskurses über den schonenden Gebrauch regional vorhandener Ressourcen ist es wichtig, die „alten Methoden des Bauens“ zu analysieren, dokumentieren und adaptieren. Das Seminar hat über das oben genannte Lebensmodell nachgedacht, während es einen zweiwöchigen Bau-Workshop in Cabeza del Buey (Südspanien) durchführte, wo die Tradition und Wirtschaft, die auf der Viehzucht basiert, immer noch Teil des sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Lebens ist. Anschließend wurde das Gelernte in einer Ausstellung an der Universität Stuttgart präsentiert. Darunter auch eine der Hütten, die wir während unserer Zeit in Spanien errichtet haben. Sechzehn deutsche Studenten nahmen an dem Seminar teil: Lucas Apfelsbacher, Kim Bache, Konrad Bornemann, Friedhelm Christ, Sophia Frischmuth, Vroni Geiselbrechtinger, Valentin Kiesel, Julia Knölker, Marie Kuch, Lilian Paczkowski, Johannes Pfaff, Yannik Pfaff, Inga Schmidt, Mahnaz Shahriyari, Beatrice Suttrop, Valentin Zachmann; insgesamt sieben Pastoren aus der Extremadura: Pablo García Muñoz, Consuelo Martín-Moyano Blázquez, Fidel Bravo Sánchez, Maria Del Mar Bravo Delgado, Javier García Bravo, Rafael Domínguez Moreno und Julián Romero; und eine Reihe lokaler und internationaler Experten: Jesús Fernández López und José Milara (Bioconstrucciones prefabricadas Brizna), Lisa Carignani (Doktorandin an der Universität von RomaTre) und Juan José Benítez Ruiz Moyano (Historiker und Stadtrat für Umwelt von Cabeza del Buey).

 

Wir danken der Sto-Stiftung und der Gemeinde Cabeza del Buey für die Unterstützung des Projekts.

Abbildung: Sistemática y ergología del chozo en Extremadura. Juan A. Hasler. 1966.

Universität Stuttgart
SI Städtebau-Institut in Kooperation mit dem IRGE
Lehrstuhl Stadtplanung und Entwerfen
Prof. Dr. Martina Baum

Vertr. Prof. Markus Vogl

Alba Balmaseda Domínguez

 

IRGE Institut für Raumkonzeptionen und Grundlagen des Entwerfens

Prof. Markus Allmann

Kyra Bullert

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