New York

Entwürfe

New York – Parallelwelten

 

Aufbauend auf das Seminar „Parallelwelten – New York in Film und Literatur“ haben wir uns im Entwurfs-Studio der Stadt New York entwurflich weiter genähert. Im Entwurf arbeiteten die Studierenden an der Schnittstelle zwischen sehr widersprüchlichen Orten, die von den Studierenden selbständig gefunden wurden. Diese Parallelwelten stellten den Ausgangspunkt der jeweiligen Eingriffe dar. So sind Projekte im Zwischenbereich zwischen Architektur und Städtebau entstanden. Es wurde maßstabsübergreifend, mit Fokus auf die selbst definierten Themen gearbeitet und Konzepte entwickelt, die die vorhandenen speziellen Eigenschaften der Räume und Atmosphären herausarbeiteten und weiterentwickelten.

Durch die Unmöglichkeit zu reisen in Zeiten der Pandemie lernten wir im Seminar die Stadt über Film und Fernsehen, Romane und Fachliteratur kennengelernt, sind ihr über Google Streetview, Plakaten, Fotos, Videos, Zitaten und Textpassagen kennen.

Wir sind also auf eine Reise nach New York gegangen, ohne in das Flugzeug zu steigen. Von Harlem über die Upper West Side, durch den Central Park hinüber zur Upper East Side und wieder zurück zum Columbus Circle, weiter in den Theater District und hinunter zur Lower East Side.

Gäste:

Sharon Zukin, City University of New York

David Grahame Shane, Columbia University

Tobias Armborst, Interboro

Ute Meyer, Hochschule Biberach

Impressionen aus dem Studio

Arbeiten der Studierenden

Andrea Irion und Thomas Lesch

 

Amsterdam Depot

West Harlem

 

An der Schnittstelle zwischen der Upper West Side und Harlem wurde das Amsterdam Depot als Entwurfsort identifiziert. Das 1882 für die Lagerung von Straßenbahnen erbau­te Depot nimmt einen ganzen Block ein. 1947 wurde das Straßen­bahndepot stillgelegt und durch ein Busdepot ersetzt. Dafür wurde das Gebäude erweitert. 2010 wurde das Busdepot stillgelegt und wird seither als Werkstatt- und Lagergebäude für die Oldtimer Busse der MTA genutzt. Diese Nutzung füllt nur einen Bruchteil des vorhandenen Platzes, weshalb das das Depot der perfekte Ort für eine Nut­zungserweiterung ist.

 

Antagonist

Um die Bewohnerschaft Harlems einzubeziehen hat die Columbia University „The Forum“ entwickelt. Dieses Forum soll für alle zugänglich sein und dem Viertel etwas zurückgeben, wird dieser Zweck allerding nicht gerecht. Es hat nur zu den offiziellen Öffnungszeiten der Uni offen und bietet außer einem großen Foyer nur anmietbare Veranstaltungsräume zu hohen Preisen. Wir planen, diesem Forum ein Gegenüber und somit Harlem ein Gesicht zu geben. Das Depotgebäude wird zu einem offenen, gemeinschaftsorientierten Kultur und Freizeitgebäude umgebaut, welches öffentlichen Raum neu definiert.

 

Entwicklungsdruck

Die unmittelbare Umgebung des Busdepots ist bereits einem starken Wandel aufgrund von Entwicklungsdruck und damit verbundenen Neubauten ausgesetzt. Die gewohnte Umgebung verschwindet Stück für Stück und muss großen meist generischen Gebäuden weichen. Deshalb setzt der Flachbau des Amsterdam Depot eine klares Zeichen und symbolisiert das bauliche Erbe West Harlems.

 

Sichtbarwerden

Die derzeit im Busdepot gelagerten Oldtimer Busse können vom Depot als Aushängeschilder in der Umgebung genutzt werden. Sie können beispielsweise als Wärmebusse, Impfbusse, Foodtrucks oder Konzertbusse an verschiedenen Orten in Harlem stehen und der ansässigen Bevölkerung Kultur- und Hilfsangebote näher bringen und auf das Depot aufmerksam machen.

 

Nutzungsaddition und -verteilung

Durch die Nutzungsverschiebung von bestimmten Freizeiteinrichtungen auf das Dach des Depots werden dort mehrere Nutzungen überlagert, wodurch das Depot dem Entwicklungsdruck trotzen kann. Außerdem werden Flächen frei, welche der Öffentlichkeit zugeführt werden können. Der Großteil des Gebäudes ist auf schnelle und flexible Nutzungsänderungen ausgelegt. Es lebt durch die Bespielenden und passt sich an sie an. Somit können sich im Laufe des Tages verschiedene Nutzungen aneinanderreihen und überlagern. Durch diese Nutzungsüberlagerungen kann die Fläche optimal genutzt und verschiedensten Bedürfnissen gerecht werden.

 

 

Porosität

Das untergenutzte Bestandsgebäude hat aufgrund seiner früheren Nutzung viele großflächig öffenbare Tore. In Kombination mit flexibel nutzbaren Räumen können große Teile des Gebäudes in Zukunft dem öffentlichen Raum zugeschrieben werden. Das Gebäude gewinnt an Porosität und Flexibilität.

Viktor Metz und Timo Wendschuh

 

Parallelwelten

 

Die Stadt New York ist für viele der Inbegriff einer Weltstadt. Als solche besitzt sie eine Vielzahl von nebeneinander existierenden, sich gegenüberstehenden und gegenseitig beeinflussenden Welten. Diese Parallelwelten können städtebaulicher, architektonischer, sozialer und sogar kultureller Natur sein. Ein Ort, an welchem sich Parallelwelten räumlicher Natur auftun, ist das im Süden Manhattans gelegene Quartier „Two Bridges“. Das ursprüngliche Quartier, ein gewachsenes Einwandererviertel, wurde und wird in Teilen durch gesellschaftliche Prozesse und Baustrukturen anderer städtebaulicher Leitbilder räumlich überformt. Diese durch die Überformung entstandene Heterogenität der Räume gepaart mit der Nähe zu Downtown Manhattan sind grundlegend für die städtebaulich und architektonisch interessante Atmosphäre des Quartiers. Eine weitere Folge der Überformungen sind zudem kulturelle und soziale Wechselwirkungen, die sich in den unterschiedlichen Altersstrukturen und kulturellen Hintergründen der Bewohner:innen von Two Bridges ausdrücken. Unsere Beschäftigung erfolgt nicht nur auf Grund der städtebaulich-architektonischen Parallelwelten, sondern auch, da es momentan im Fokus teils großmaßstäblicher Umgestaltungen und Entwicklungen steht.

 

Konzept

Der Ansatz unseres Entwurfs entstand aus der strategischen Überlegung, wie man „Two Bridges“ als ein Ganzes sehen kann. Hierbei verstehen wir die räumlichen Gegebenheiten, bestehend auf der einen Seite aus dem historischen und dicht bebauten „Tenement“ und auf der anderen Seite aus dem sozialen Wohnungsbau der „Al-Smith Houses“, als eigenständige Entitäten. Indem wir die vorhandenen Stärken und Schwächen getrennt voneinander herausarbeiten, versuchen wir in einem ersten Schritt, die jeweiligen Entitäten in sich zu stärken. Als nächsten Schritt betten wir diese in ein übergeordnetes Konzept ein, welches sowohl auf der Quartiersebene als auch darüber hinaus die Entitäten in den Flickenteppich von New York einbettet. Abschließend definieren wir an der Grenze zwischen den Entitäten eine neue Zone, welche wir als Schnittstelle zwischen den Beiden transformieren.

 

 

Lehrteam

Prof. Dr. Martina Baum
Lorenz Brugger

Harry Leuter

 

Lehrstuhl Stadtplanung und Entwerfen
Prof. Dr. Martina Baum