Stadtregal

Realexperimente

Das Stadtregal ist ein Experiment zur demokratischen Konfliktgestaltung des öffentlichen Raums. Im Zuge der Mobilitätswende distanzieren wir uns mehr und mehr vom Konzept der autogerechten Stadt und nehmen wieder den Menschen als Maß für unsere Planung.
Das bedeutet einerseits, dass die bis jetzt von Autos besetzen Flächen, mehr und mehr frei werden – Parkplätze, die bis jetzt für ein Auto und eine Privatperson zu Verfügung standen, können nun für andere Mobilitätsarten und somit für mehreren Menschen zu Nutzungsflächen werden. Andererseits bringt diese Situation die Frage mit sich: Wem gehören diese „neue Flächen“ mitten in unsere Stadt und wer hat das Recht die neuen Nutzungen zu bestimmen?

Wir sehen die große Umstellung unserer Mobilitätskultur nicht nur als Notwendigkeit, vielmehr als Chance um neue Werte zu erzielen. Gleichzeitig dient diese Wende einer Optimierung der Aufteilung des öffentlichen Raums in Städten und soll bezüglich der sozialen Gerechtigkeit zum Nachdenken anstoßen.

Wer entscheidet, wie wir den öffentlichen Raum gliedern und nutzen? Wer setzt die Spielräume fest und in welcher Sprache werden diese vermittelt? Wie werden die Interessenkonflikte moderiert?

Das Regal: ein Möbel welches zur offenen Aufbewahrung diverser Gegenstände benutzt wird. Der durch das Regal gefasste Raum wird dabei, zum Zwecke der Gliederung, durch Einlagen in mehrere Aufbewahrungsräume unterteilt.

Das Stadtregal ist hierbei ein Grundgerüst im öffentlichen Raum, welches als System dessen Nutzern die Möglichkeit bietet, den Raum ihren Anforderungen entsprechend zu gliedern und zu gestalten.

Grundsätzlich handelt sich bei dem Experiment um ein multifunktionales Stadtmöbel, das von einem Netzwerk von zivilgesellschaftlichen Akteuren getragen wird, dessen Ziel ist, die Zusammenkunft unterschiedlichen Milieus zu fördern. Durch die Kombination der Funktionen Küche, informeller Schlafplatz, Lastenradverleih, Medikamentenschrank und Foodsharing-Fairteiler wird die Begegnung unterschiedlicher Personengruppen initiiert. Der zentrale Teil der Arbeit ist dabei, einen öffentlichen Diskurs um die soziale Gerechtigkeit der Flächennutzung in der Stadt sowie den Umgang mit Interessenkonflikten aus der Frage „Wem gehört die Stadt?“ heraus, anzustoßen und voranzubringen.

 

Das Projekt ist im August 2019 mit einer Podiumsdiskussion als Abschlussveranstaltung zum Ende gekommen, in der Expert*innen aus Politik (Veronika Kienzle, Bezirksbeirat Mitte und Raiko Grieb, Bezirksbeirat Süd) und Universität (Prof. Dr. Martina Baum) zusammen mit Zivilgesellschaftlichen Akteuren (Christine von Raven, Stadtlücken e.V., Andreas Hofstetter-Straka, Kirche St. Maria) und interessierten Bürger*innen ( und Nutzer*innen des Stadtregals) die ersten Ergebnisse des Experimentes diskutiert haben.

 

Voraussichtlich wird im Oktober 2019 der städtebaulich/ architektonische Entwurf zusammen mit der Auswertung der Ergebnisse sowie einer Zusammenstellung der unterschiedlichen Themen und Diskussionen, die durch das Experiment angestoßen worden sind, ausgestellt.

 

 

Presse:

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stadtluecken-am-oesterreichischen-platz-ein-moebelstueck-das-menschen-verbindet

https://www.kontextwochenzeitung.de/gesellschaft/436/moebel-als-bruecken-6108.html

Konzeption: Ali Haji, Felix Haußmann, Martin Schusser

1:1 Umsetzung: Ali Haji, Felix Haußmann, Till Müller-Haude, Nicole Epple, Nickolas Kessmeyer, Thomas Lesch, Niclas Lindesmann, Sandra Schlegel, Arzum Coban, Dominic Plag, Daniel Voigt

Betreuung: Hanna Noller & Sebastian Klawiter, Doris Lindner und Katrin Alle

weitere Infos: https://www.facebook.com/StadtRegal.Stuttgart/

oder unter: http://www.r-n-m.net/projekte/

 

 

 

Universität Stuttgart
SI Städtebau-Institut
Lehrstuhl Stadtplanung und Entwerfen
Prof. Dr. Martina Baum

Sebastian Klawiter
Hanna Noller