Neuinterpretation und Rechronisation* des Raiffeisen-Genossenschaftsgedankens im Kontext der postagraren (Land-)Bevölkerung

Masterarbeiten

Patrick Schneider und Thomas Lesch

Die Raiffeisen-Lagerhäuser entstanden ab Mitte des 19. Jahrhunderts als eigenständige Typologie in infrastrukturell gute Lage. Aufgrund des strukturellen Wandels in der Landwirtschaft sind vor allem ältere Strukturen heute ungenutzt.

 

Initialzündung:

 

Sofortmaßnahmen mit geringem Kostenaufwand beleben diese Orte und erschließen sie für die Öffentlichkeit. Unbenutzbare Stahlsilos dienen als Spender für Kleinstarchitekturen, welche als nutzungsoffene Marktkioske den direkten Umraum der Lagerhäuser bespielen. Auffällige und eigenständige Architekturen erinnern an ihren Ursprung und werden von verschiedenen Akteuren gestaltet.

 

Reanimation:

 

In der zweiten Phase wird der Außenraum um die Lagerhäuser bespielt. Am Beispiel des Lagerhauses in Blaufelden wird gezeigt, welche Potenziale im Umraum der zentral gelegenen Lagerhäuser stecken. Der Umraum wird entsiegelt und der Straßenrand begrünt. Es gibt ein unterschwellige Konsumangebote, die einen gemeinschaftlichen Mehrwert bieten.

 

Öffnung:

 

Die Erdgeschosszone wird zum öffentlichen Außenraum und zum Schwellenraum. Eine neu-entstehende Nutzung, die Digitalboutique, verbindet die Vorteile des lokalen Einzelhandels mit den Stärken digitaler Angebote. Die jeweiligen Standorte können äquivalent zu ihren Bestandsnutzungen mit weiteren solidarischen Nutzungen angereichert werden.

 

Transformation:

 

Sobald die anhaltende Restnutzung (Rapspresse) obsolet werden sollte, eröffnet sich ein neuer Möglichkeitsraum. Analog zur ursprünglichen Nutzung als Getreidespeicher wird es in Zukunft zur zentralen Pufferspeicherung von thermischer Energie dienen. Notwendige Infrastruktur wird sichtbar und erlebbar gemacht. Gleichzeitig werden die Abwärme des Wärmespeichers als Nutzenergie und als passives Heizsystem im Gebäude angewandt. Eine transluzente Fassade bringt Licht in das ungewöhnlich tiefe Gebäude. Jüngere Gebäudeteile bieten große Flexibilität, um Nutzungen der Daseinsvorsorge beherbergen zu können und ersetzen einen ansonsten notwendigen Neubau.