Urban Code Brussels
EntwürfeKomplexe Blöcke und politische Agendas
Im Sommersemester werden wir uns mit der städtebaulichen Typologie des Blocks im Kontext der Region Brüssel auseinandersetzen. Wir beschäftigen uns mit der Frage, inwiefern sich der Block als Baustein eignet, um den aktuellen globalen Herausforderungen zu begegnen. Durch die Analyse von bestehenden internationalen Beispielen und die Auseinandersetzung mit einem spezifischen Block in Brüssel sollen Qualität und Aktualität des Typus diskutiert werden. Wir nutzen die Methode des erforschenden Entwerfens an der Schnittstelle von Stadtplanung und Architektur im Städtebau. Das heutige Stadtbild des Zentrums der europäischen Union ist geprägt von Heterogenität und komplexem Aufeinandertreffen und Überlagern von unterschiedlichsten räumlichen Strukturen und Anforderungen. Zu dieser ästhetischen Verschiedenheit trägt ebenfalls bei, dass sich die Region Brüssel aus 19 recht autonom agierenden Gemeinden zusammensetzt. Parzellierte gründerzeitliche Blockstrukturen aber auch globalisierte Typologien der Nachkriegsmoderne und Hochhausstrukturen prägen die Morphologie der Stadt und schreiben den heutigen urbanen Code Brüssels. Mechanismen, die diese räumlichen Entwicklungen stark beeinflusst haben, sollen erkannt, verstanden und weiterentwickelt werden. Das Phänomen der „Brüsselisierung“ beispielsweise veränderte durch eine Liberalisierung des Planungsrechts zugunsten privatwirtschaftlicher Akteur*innen den urbanen Code der Blöcke und damit der Stadt maßgeblich. In Zweiergruppen entwickeln Sie einen Block der Großstadt Brüssel vor dem Hintergrund aktueller architekturtheoretischer Überlegungen weiter. Um die unterschiedlichen Ebenen des Codes der Blöcke zu entziffern, werden verschiedene interdisziplinäre Themen über Inputvorträge vermittelt und gemeinsam diskutiert. Über das Medium des Modellbaus verschaffen Sie sich ein genaues räumliches Verständnis über die vorgefundene Situation. Präzise Beschreibungen durch Text werden Ihnen helfen, eine Problemstellung zu formulieren. Ziel ist die Erarbeitung eines städtebaulichen Entwurfs zum Umgang mit Ihrem Block. Das Lehrteam unterstützt Sie bei der Themenfindung und vermittelt Entwurfsstrategien, die Ihnen helfen, Ihre Ideen umzusetzen. Sie haben die Möglichkeit, Lehrinhalte aus dem Grundstudium weiter zu vertiefen und darüber hinaus wichtige Kenntnisse über architektonische und städtebauliche Theorie, Entwurf und Darstellung zu erlangen.
Impressionen Exkursion
Arbeiten der Studierenden
Sarah Hettrich und Hannah Switala
Ausgehend von unserer Analyse verstehen wir das Gebiet als ein komplexes Gefüge, bei dem man die Auswirkungen eines großen Eingriffs nur schwer absehen kann. Deshalb haben wir uns gegen eine großflächige Umstrukturierung und für punktuelle Maßnahmen entschieden. Um diesem gerecht zu werden, sehen wir eine prozesshafte Vorgehensweise als notwendig an. Diese soll es ermöglichen, möglichst viele Bewohner abzuholen, die Räume in ihrem Interesse zu gestalten und langfristig eine soziale Nachhaltigkeit zu erreichen. Durch eine vorangegangene Ortsanalyse haben wir Handlungsbedarf vor allem an drei Orten in unserem Gebiet gesehen. Zum einem die im Gebiet gelegene Metro-Station, den Bereich vor und hinter den beiden Zeilen, sowie den Zirkus. Der Prozess wird über die einzelnen Orte hinweg durch einen Bauwagen begleitet, der als Ausgangspunkt für unterschiedliche Maßnahmen dient. Kuratiert wird dieser durch die Planer*innen in Zusammenarbeit mit einer lokalen sozialen Einrichtung. Das Vorgehen im Prozess folgt immer demselben Prinzip. Zunächst wird die Erschließung ermöglicht, anschließend folgt die Strukturierung des Freiraums und zuletzt folgt eine Setzung.
Alice Bussei und Rodrigo Moctezuma
Die Intervention auf der Rue de la Loi möchte mit einem kleinen Eingriff die Gestaltung der Allee radikal verändern. Das Projekt erstreckt sich über 1322 m auf Rue de la Loi vom Parc du Cinquantenaire bis zur Rue de la Toisson d’Or. Unter der Straße verläuft eine in den sechziger Jahren angelegte zweistöckige Tiefgarage, deren Potenzial nicht voll ausgeschöpft wird. Durch die Verlegung des Verkehrs auf die obere der beiden unterirdischen Ebenen entsteht die Möglichkeit, die wiedergewonnene Fläche der Straße für verschiedene Aktivitäten zu nutzen. Das Ziel ist es, diese Hauptstraße in Brüssel für alle zugänglich zu machen, nicht nur für die umliegenden gewerblichen und institutionellen Nutzungen, sondern auch für die Bewohner des nahe gelegenen Wohngebiets. Die geplante städtebauliche Intervention auf Rue de la Loi in Brüssel verspricht eine radikale Veränderung und eine lebendige Neugestaltung des Viertels. Durch die Umwandlung der vierspurigen Straße in eine fahrrad- und fußgängerfreundliche Zone sowie die Schaffung von Grünflächen, Arbeitsbereichen und öffentlichen Plätzen wird die Allee zu einem attraktiven und nachhaltigen Raum für Bewohner und Besucher.
Wiebke Stadtlander und Lisa Steinmayer
Der Entwurf zeichnet sich durch einen behutsamen Umgang mit dem Bestand und den Einsatz kleiner, präziser Eingriffe auf allen Maßstabsebenen aus, die eine möglichst hohe Diversität im Block ermöglichen. Das Arbeiten mit flexiblen Grundrissen, die sich den wechselnden Bedürfnissen einer sich wandelnden Gesellschaft anpassen, die Wohnraumerweiterung durch vorgesetzte Balkone und die neue Transparenz der Erdgeschosszone erhöht die Lebensqualität im Block. Die drei Höfe, die im Freiraum entstehen, stärken darüber hinaus die Identifikation der Bewohner:innen mit dem Quartier. Der grüne Hof lädt die umliegende Nachbarschaft zum Verweilen ein, während der neue Gewerbehof einen Weg ermöglicht, die hohe Arbeitslosigkeit zu reduzieren und das für Brüssel typische Handwerk und Kleingewerbe im Block zu manifestieren. Der von der Kita bespielte Hof fungiert als Scharnier zwischen dem gründerzeitlichen Quartier und den sozial geförderten Wohnungsbauten. Er verzahnt die Quartiere, kreiert einen Ort der Begegnung und bringt Bewohner*innen und Besucher*innen zusammen.
Ha-Nhi Trinh und Tamara Wagemann
Ein wichtiges Ziel für uns ist es, einen verbindenden Schulcampus zu schaffen, an dem die Bewohner*innen des Viertels, die Schüler*innen und Eltern aller umliegenden Schulen miteinander in Kontakt treten können. Um dies zu ermöglichen, wird eines der fünf Häuser entfernt. An dieser Stelle entsteht eine große Plattform in Verbindung mit Walkways zu den restlichen vier Häusern. Wir haben uns auch mit den Bestandsgebäuden auseinandergesetzt. Zwischen den privaten Wohnräumen soll Platz für gemeinschaftliche Flächen entstehen und geschossübergreifende Community Spaces generiert werden, in denen Gemeinschaft und soziale Interaktion gefördert wird. In den zwei unteren Geschossen der Bestandsbauten, stellen wir uns verschiedene öffentliche Nutzungen vor, die temporär umgenutzt werden können, für Workshops, Bars oder Kunstgalerien.
Simon Volk und Yuewen Ding
Our approach is to change as little as possible but as much as necessary and to provide the residents with opportunities for their everyday life as well as the creation of a resilient block community, which can also consist of many small communities. With the help of these communities, it can later be possible to guide the development of the block itself. But we also want to keep the places that are so popular with the residents today – like the garden with the graffiti of the residents. We see the potential for creating the community spaces with diverse functions in unused spaces within the buildings or between the buildings or in the unused underground parking. For the creation of such places we do not want to displace people from their apartments. In order to increase the daily interaction of the residents and the exchange of experiences, we are opening up the first floor zone, so that the block, which consists of two courtyards, can also be used by the neighborhood and can be better accessed. To increase the supply of apartments for large families, we are adding a compact new building in place of the abandoned concrete skeleton. The prominent residential tower with its 5 staircases can offer a variety of large and small apartment types through small interventions.
Entwurf – Urban Code Brussels
Lehrteam
Vertr.-Prof. Markus Vogl
Ann-Kathrin Ludwig
Philipp Deilmann
Lehrstuhl Stadtplanung und Entwerfen
Prof. Dr. Martina Baum