Bauen ohne Wachstum
Dissertationen
Potentiale des Gestaltens bereits gebauter Umwelt
Richard Königsdorfer
Die Erstellung, der Betrieb und der Abriss von Gebäuden verursachen über 40% des weltweiten CO2-Ausstosses. Trotzdem nimmt das jährliche Bauvolumen in Deutschland und der damit verbundene CO2-Ausstoß stetig zu. Gleichermaßen schwinden durch Neubebauung Flächen, die für den Erhalt der für den Menschen lebensnotwendigen Biodiversität existenziell sind.
„Der Traum vom ewigen Wachstum ist geplatzt. Reduktion ist keine modische Attitüde, sondern Überlebensnotwendigkeit.“ So beginnt das 2019 vom Bund Deutscher Architekten veröffentlichte Positionspapier Das Haus der Erde und knüpft mit dieser Kernaussage an den vor 50 Jahren veröffentlichten und immer noch aktuellen Bericht Die Grenzen des Wachstums
des Club of Rome an. Innerhalb des Themenfeldes der Nachhaltigkeit drückt sich der Aspekt der Wachstumsgrenzen in der Nachhaltigkeitsstrategie der Suffizienz aus. Neben Effizienz und Konsistenz ist sie eine von drei Leitstrategien, wurde 1993 von Wolfgang Sachs in den deutschen Sprachgebrauch eingeführt und leitet sich vom lateinischen sufficere ab. Das im Englischen gebräuchliche sufficient lässt sich ins Deutsche mit genug, ausreichend, genügend, hinreichendübersetzen. Ziel des transformativen Konzepts ist die Reduktion des Ressourcenverbrauchs durch Vermeidung und Verringerung.
2008 wurde der Begriff Suffizienz im Rahmen des durch die Weltwirtschaftskrise ausgelösten Postwachstumsdiskurses populärer und ist seit den 2010er Jahren Bestandteil des Fachdiskurses der Architektur und Stadtplanung im deutschsprachigen Raum. Diskutiert wird in diesem Feld allerdings vorwiegend auf planerischer Ebene, weniger auf konkret gestalterischer. Architektonische und städtebauliche Gestaltungsansätze im Rahmen der Suffizienzstrategie sind wenig erforscht. Es stellt sich somit die Frage, welche architektonischen und städtebaulichen Gestaltungsansätze es innerhalb der Suffizienzstrategie gibt und welche Potenziale damit einhergehen.
Folgende Forschungsfrage wird für die Dissertation abgeleitet:
Welche Potenziale des Gestaltens unserer gebauten Umwelt ergeben sich aus dem Bauen ohne Wachstum auf architektonischer und städtebaulicher Ebene?
Das Promotionsvorhaben wird von der Heinrich-Böll-Stiftung im Rahmen eines Promotionsstipendiums gefördert.
© Tim Cierpiszewski, 2024
Hauptberichterin: Prof. Dr. Martina Baum